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Schottischer Abenteurer feiert Bergfest auf Rockall

Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, hat der schottische Ozeanograph, Lehrer, Lyriker,  ehemalige Soldat und Abenteurer Chris Cameron am Wochenende das Bergfest (Halbzeit) seines Vorhabens gefeiert, den Granitfelsen Rockall (färöisch: Rökkin) im gleichnamigen nordatlantischen Plateau in Rekordlänge zu besiedeln. Cameron kam am 30. Mai 2023 gemeinsam mit Amateurfunker Adrian Styles und Bergsteiger Emil Bergmann auf dem Felsen an. Die Gefährten hatten nach den einige Tage dauernden vorbereitenden Arbeiten den Ort wieder verlassen, so dass Cameron als Einsiedler eines Zeltes auf einem Felsvorsprung zurückblieb. Vergangene Woche setzen Cameron den Medienberichten zufolge die in Kontinentaleuropa als Tief Lambert wahrnehmbaren starken Winde mächtig zu, so dass eine Nachlieferung von Baustoffen wie schnelltrocknendem Zement und Kommunikationsmitteln zur Sicherstellung der Zielsetzungen der Expedition erforderlich wurden. Am Mittwoch (28.06.2023) musste das Vorhaben schließlich am 30. Tag wetterbedingt beendet werden: ein Sturmtief über dem Atlantik hatte über Nacht wesentliche Teile der Ausstattung seines Lagers in Hall’s Ledge direkt unter dem Gipfel beschädigt. Cameron blieb keine andere Wahl als das Mayday-Signal abzusetzen. Rettung wurde dem Abenteurer durch die königliche britische Küstenwache zuteil, die ihn per Hubschrauber in das Krankenhaus der Westinseln (englisch: Western Isles Hospital, schottisch-gälisch: Ospadal nan Eilean Siar) in Stornoway-on-Lewis ausflog. Ein wesentliches Ziel von Camerons Vorhabens war es, mindestens 60 Tage auf dem Felsen zu bleiben und dabei Einnahmen für Zwecke der Militärwohlfahrt zu generieren. Zudem sollen literarische Werke entstehen. 

Der Felsen Rockall ist eine Felsinsel im Nordost-Atlantik mit einem Durchmesser von 25 bis 31 m und einer Grundrissfläche von 784,3 Quadratmetern. Sie befindet sich 290 km westlich der schottischen Hebrideninsel St. Kilda und liegt etwa 400 km südwestlich von Sumba (Suduroy) und etwa ebensoweit nordwestlich von Donegal (Irland) entfernt. Rockall wurde erstmals 1695 vom belgischen Reisenden M. Martin als „Rokkabarra“ erwähnt und besteht aus Granit und repräsentiert eine relativ kleine Scholle ausgedünnter kontinentaler Erdkruste zwischen dem Westrand des europäischen Kontinentalblocks und dem Nordatlantikbecken. Als höchster Punkt dieser Scholle überragt sie den Meeresspiegel im Schnitt um 21,4 m. Wegen ihrer Lage kommt Rockall vor allem seerechtliche Bedeutung zu, die sich aus dem Status der Habitabilität (Bewohnbarkeit) ergibt. Laut der Zeitschrift Katapult (Ausgabe 03/2020) gehört Rockall zu den Inseln mit umstrittener politischer Zugehörigkeit und wird von dem Königreich Dänemark (Färöer), dem Vereinigten Königreich (Schottland), Island und Irland beansprucht. Sie ist damit die einzige Insel mit vier Anspruchsinhabern, nur die Spratly-Inseln im Chinesischen Meer haben mehr (Volksrepublik China, Republik China (Taiwan), Philippinen, Vietnam, Malaysia, Sultanat Brunei). Zuletzt hatte der britische Abenteurer Nick Hancock 2014 über 45 Tage ununterbrochen auf Rockall gewohnt. Föroya Bjór hat, angelehnt an die Insel, seit 2006 ein leichtes Lagerbier namens Rock All im Angebot.

Scottish teacher launches solo attempt to beat Rockall record | Scotland | The Guardian

(tbk; kvf.fo; theguardian.com; wikipedia.org)