Die Felsnadeln Risin und Kellingin (Foto: Anne Schlösser)

Klimawandel - Weniger Wärme für Nordwesteuropa

Mit einem Luftbild der Klippen Risin og Kellingin (Riese und Trollweib) nahe Eiði auf Eysturoy aus ungewöhnlicher südsüdwestlicher Perspektive dekorierte die Tagesschau am 28.08.2025 (19:51 Uhr) einen Beitrag zum Klimawandel. Konkret stellt der Beitrag im Titel die Frage, ob es "bei uns" kühler werde, wenn die Atlantische meridionale Umwälzzirkulation (AMOC) weniger südliche Wärme nach Norden transportierte. Anlass ist eine Studie, die am gleichen Tag im Fachblatt "Environmental Research Letters" des britischen Institute of Physics (IOP) erschien, an der auch der Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf beteiligt war. [1]

Diese Studie legt auf Grundlage von Modellierungen und Simulationen nahe, dass die AMOC bis 2100 zum Erliegen kommen könne und damit künftig kühlere und insgesamt trockenere Verhältnisse in Europa schaffe. Diese Aussage steht einer anderen Studie der britischen Klimaforscher Jonathan A. Baker und Robert Woods von Anfang 2025 entgegen, die - gleichsam aufgrund von Simulationen - postulieren, dass selbst bei Annahme einer extremen Erwärmung der Atmosphäre, z. B. aufgrund einer Vervierfachung des CO2-Gehalts im Vergleich zum vorindustriellen Niveau, die Atlantische Umwälzpumpe nicht komplett kollabiere. [2]

Das den Tagesschau-Beitrag begleitete Foto ist dem Portal der Agentur IMAGO, im Selbstverständnis der "Heimat der redaktionellen Fotografie" entnommen und stammt aus der Kollektion Zoonar. Es ist mit der Unterschrift: "Klippen erheben sich über die ruhigen Gewässer des Nordatlantiks auf den Färöer Inseln (sic!)" versehen. Diese Beschreibung ist insofern zutreffend, da sowohl warme Oberflächenströmungen (v. a. der Norwegische Atlantische Strom) als auch Tiefenströmungen im Nordatlantik südlich an den Färöern durch den Färöer-Shetland-Kanal führen und damit das Gebiet nördlich ozeanographisch tatsächlich als ruhig(er) bezeichnet werden kann.  

Das Thema hat mittelbar einen Bezug zum Runenstein Rökstenen nahe Mjölby in Südschweden (Region Östergötland), deren auf das 6. Jahrhundert unserer Zeitrechnung datierte Inschrift aus der Wikingerzeit erst vor wenigen Jahren entschlüsselt werden konnte. Diese sagt für Mittel- und Nordeuropa Extremwinter voraus, wenn das anliegende Meer "nicht mehr umgerührt" werde. Trete gemäß der nordischen Mythologie ein solcher "Fimbulwinter" drei Jahre am Stück ein, sei dies die Dämmerung von Ragnarök. [3]  

(Thomas Blaudeck)

[1] https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/adfa3b  
[2] https://www.nature.com/articles/s41586-024-08544-0  
[3] https://www.theguardian.com/world/2020/jan/08/viking-runestone-may-allude-to-extreme-winter-study-says