Arbeiterstreik auf den Färöern
Wer derzeit auf die Färöer fährt, der muss mit erheblichen Einschränkungen rechnen. Denn auf den Inseln wird gestreikt und das hat Auswirkungen auf nahezu alle Bereiche des Lebens. Die Entwicklungen der Welt machen auch vor den Färöern nicht Halt und so sind dort die ohnehin hohen Lebenshaltungskosten in den letzten beiden Jahren noch weiter gestiegen, insbesondere im Bereich Wohnen und Nahrung. Wie andernorts auch so hinken auf den Färöern die Löhne der Inflation hinterher und insbesondere die Geringverdiener sind deutlich stärker finanziell belastet.
Die Arbeiter auf den Färöern fordern daher seit geraumer Zeit eine Anpassung der Löhne. Im Winter wurde bereits im Gesundheitssektor gestreikt, nun streiken fast alle Arbeiter. Vier Arbeiterverbände, der Føroya Arbeiðarafelag [Färöischer Arbeiter verband], der Havnar Arbeiðarafelag [Tórshavner Arbeiterverband], der Klaksvíkar Arbeiðskvinnufelag [Klaksviker Arbeiterinnenverband] und der Klaksvíkar Arbeiðsmannafelag [Klaksviker Arbeiterverband] haben sich zusammengeschlossen und bestreiken seit dem 14. Mai das Land. Heute hat auch der Tórhavner Arbeiterinnenverband angekündigt, sich ab Dienstag am Streik zu beteiligen. Damit befinden sich dann ab dem 28.05. alle Arbeiterverbände der Färöer im Streik.
Es handelt sich um Arbeiter in den Fischfabriken, Bauarbeiter, Reinigungskräfte, Busfahrer, Sicherheitspersonal, Straßenreinigungskräfte, die Müllabfuhr, LKW-Fahrer, die Straßenunterhaltung, Hafenarbeiter, Tunnelarbeiter, Angestellte im Einzelhandel und viele weitere. Alleine aus dieser Aufzählung lässt sich schon ableiten, welche Folgen dieser Streik für das öffentliche Leben auf den Inseln hat.
Mittlerweile mussten viele Kindertagesstätten aus hygienischen Gründen schließen, da der Müll nicht abgeholt wird. Die Fähren fahren zwar, allerdings gibt es auf den Buslinien erhebliche Einschränkungen und Ausfälle. Viele Linien werden gar nicht mehr bedient. Die aktuellen Meldungen können auf der Homepage von SSL eingesehen werden:
https://www.ssl.fo/fo/heim
Die Innenstadt von Tórshavn vermüllt langsam, da niemand die Straßen reinigt und einige Betreiber von Imbissen und Kneipen haben begonnen, dies selbst zu übernehmen. Die Fluggesellschaft Atlantic Airways bittet ihre Kunden, wenn möglich nur mit Handgepäck zu reisen, um Verzögerungen zu vermeiden. An Bord wird es nur Getränke, aber kein Essen geben. Wer Essen vorab bestellt hat, erhält sein Geld zurück. In den Häfen findet keine Logistik statt und alle Maschinen stehen still.
Den Lebensmittelgeschäften gehen allmählich die Waren aus, dies betrifft insbesondere frische Lebensmittel. Die Regale in den Obst- und Gemüseabteilungen bleiben leer, aber auch Eier und Hefe sind ausverkauft. An den meisten Tankstellen gibt es weder Diesel noch Benzin, es stehen lediglich noch Restmengen für Notärzte, Feuerwehr und andere wichtige Organisationen zur Verfügung, jedoch nicht mehr für Privatpersonen. Die beiden Tankstellenketten Magn und Effo haben auf ihren Homepages eine Übersicht, wo es noch was zu tanken gibt:
https://www.magn.fo/
https://www.effo.fo/
Demnach gibt es nur noch in Sandur Benzin und nur noch auf Suðuroy Benzin und Diesel. Das führt dazu, dass Menschen die Fähre nach Suðuroy nehmen, nur um dort zu tanken. Allgemein sind die Menschen aufgerufen, möglichst nur absolut notwendige Fahrten zu unternehmen.
Bislang konnte noch keine Einigung mit den Arbeitgebern erzielt werden und es kann durchaus sein, dass der Streik noch 5-7 Wochen andauert, mindestens jedoch 1-2 Wochen. Daher weist Visit Faroe Islands nun auf den Streik hin und einige private Anbieter empfehlen Touristen, die in den nächsten Wochen anreisen wollen, sogar, ihre Reise zu stornieren.
(Anne Schlösser)